
Jochen Götz
Jochen Götz (46) ist seit über 25 Jahren für die Daimler AG tätig. Er verfügt über große Erfahrung sowohl im Truck- als auch im Finanzbereich und bringt für seine jetzige Aufgabe als CFO Daimler Trucks & Buses mehr als zehn Jahre Management-Erfahrung im In- und Ausland mit. Während seiner Zugehörigkeit zur Truck Group hat er leitende Funktionen sowohl bei Mercedes-Benz Trucks, Powertrain als auch Daimler Trucks North America bekleidet. Zuletzt war er für die Planung und das Reporting für Mercedes-Benz Cars und den Konzern verantwortlich.
„Wer gestern noch als Spinner galt, ist heute Visionär und erfolgreicher Unternehmer.“
Ich spreche mit Jochen Götz (CFO Daimler Trucks & Buses), über die Frage, wie sich die Neue Arbeitswelt und die Führungskultur im Bereich Finance & Controlling im digitalen Zeitalter verändert.
Nina Gradinger: Die digitale Transformation ist in vollem Gange. Wo sehen Sie die Herausforderung im Finanzbereich?
Jochen Götz: Die größten Herausforderungen sind die signifikant veränderten Jobprofile der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir im Finanzbereich bei Daimler Trucks & Buses müssen folgende zwei Dinge tun: Zum einen neue Mitarbeiter gewinnen, die IT-Analyse-Tools perfekt beherrschen und Daten analysieren, also deren Kompetenzen zukunftsfähig sind. Zum anderen müssen wir unsere erfahrenen Beschäftigten weiter qualifizieren.
Nina Gradinger: Wie hat sich aus Ihrer Sicht die fachliche und persönliche Weiterbildung im Bereich Finance & Controlling verändert?
Jochen Götz: Der Schlüssel zur Gestaltung der digitalen Transformation sind Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung. Nur mit gut ausgebildeten und qualifizierten Mitarbeitern können wir die Digitalisierung erfolgreich meistern und sind auch in Zukunft wettbewerbsfähig. Das gilt für alle Bereiche bei Daimler, also auch für Finance & Controlling. Dafür gibt es bei uns unterschiedliche Möglichkeiten, unter anderem arbeitsplatznahes Lernen, Seminare, Workshops, Online-Kurse, der Besuch von Fachtagungen oder berufsbegleitende Studienförderprogramme. Mit der Daimler Corporate Academy haben wir eine eigene Bildungseinrichtung, an der Mitarbeiter Kurse oder Seminare buchen können.
In den letzten Jahren erlebe ich, dass sich die Bereitschaft zur Weiterbildung erhöht hat und eine größere Lernbereitschaft da ist. Analytische Kenntnisse, Tools perfekt beherrschen, fließend englisch sprechen: Diese drei Voraussetzungen sind für mich in unserem Bereich elementar.
Nina Gradinger: Wie bringt man Führungskräfte dazu, sich diesen Herausforderungen zu stellen? Wer steht in der Verantwortung?
Jochen Götz: Wir haben Jobprofile definiert, die wir in den nächsten Jahren brauchen werden. Daraufhin prüft jeder seinen Bereich und ermittelt, wie viele Accounting Specialists, Finance Analysts oder Data Scientists gebraucht werden und wie deren zukünftige Gewichtung sein wird. Alles, was heute länderübergreifend läuft, wird zukünftig über Robotik so stark automatisiert werden, dass Mitarbeiter von Routinetätigkeiten entlastet werden.
Dieses Zielbild entwickeln wir für jeden einzelnen Bereich und matchen es mit den tatsächlichen job skills unserer Beschäftigen. In einigen Bereichen passt es sehr gut. In anderen Bereichen müssen wir über unsere Daimler Corporate Academy die Beschäftigten intern qualifizieren und an die neuen Herausforderungen heranführen.
Nina Gradinger: Was empfehlen Sie Unternehmen, um sich auf die Digitalisierung vorzubereiten?
Jochen Götz: Naja, ich bin kein Berater, aber für kleine Unternehmen könnte es sinnvoll sein, sich auf das im Kerngeschäft Machbare zu konzentrieren. Viele Großunternehmen suchen Kontakt zur Startup-Szene und setzen auf unterschiedlichste Formen der Zusammenarbeit mit der Gründerszene. Wir sind alle sicher gut beraten, nicht zu schnell zu sagen, das geht nicht, das ist eine Stichtagsbetrachtung, mehr nicht. Wer gestern noch als Spinner galt, ist heute Visionär und erfolgreicher Unternehmer.
Was war vor fünf Jahren noch undenkbar? Denken wir beispielsweise wie wir heute unser Handy aufladen, am Ladestecker oder auch schon induktiv im Auto über die Ladeschale. Ein Start-up hat nun Handy-Akkus entwickelt, welche sich über die Abfallstoffe der pflanzlichen Photosynthese aufladen. Das wäre vor Jahren doch undenkbar gewesen und ist heute schon Realität.
Nina Gradinger: Sie sind auch Vater zweier Kinder, welche drei Tipps geben Sie Ihren Kindern und anderen Jugendlichen für die Zukunft mit?
Jochen Götz:
- Erlebt andere Kulturkreise und entwickelt Offenheit und Toleranz gegenüber Neuem und Unbekanntem.
- Es gibt immer mehr als eine Lösung. Wandel und permanente Veränderung sind Teile des Lebens.
- Jeder Schritt ist auch ein Schritt in die nächste Veränderung.